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Herrn

Günther Jauch

c/o   Stern TV, Köln

20-5-05



Betr.: Sendung von Stern TV am 19.5.04

 

Sehr geehrter Herr Jauch,

ich danke Ihnen auf diesem Wege für die Einladung zu Ihrer life-Sendung mit Frau Bärbel Höhn, zu der ich gerne gekommen bin.

Eine Flut von e-mails und Telefonanrufen hat mir gezeigt, dass sehr viele Menschen in Deutschland zu dem, was ich tat und sagte „ jawoll-hurra“ signalisieren, es gab aber auch solche, die wohl meinten: „ tötet ihn.“

Hier handelt es sich meist um besorgte Väter oder Mütter, die nach Ihrer Sendung denken müssen, dass meine „Rassebestimmungen“ zu derartigen Unfällen führen , so wie sie in den Filmen vor unserem Gespräch gezeigt worden waren.

Im Besonderen muss dies wohl durch die Auffassung von Frau Höhn zustande gekommen sein, die mein Verhalten als „verantwortungslos“ bezeichnete.

Auf Grund der Kürze des Gesprächs ist hier ergänzende Aufklärung erforderlich:

  1. Rassebestimmungen, so wie sie in Hamburg von fast allen Tierärzten und mir vorgenommen werden, sind völlig absurd. Ob nun ich oder der Weihnachtsmann derartige „Zertifikate“ ausstelle/ausstellt- sie bleiben absurd, weil sie in der Mehrzahl aller Fälle wissenschaftlich ohne Basis sind.

  2. Alle meine „Rassebestimmungen“ landeten bisher auf den Tischen von Amtstierärzten, die in der Mehrzahl der Fälle ihr „Ja und Amen“ gaben. Dadurch wurden sie nicht weniger absurd.

  3. Diejenigen „Rassebestimmungen“, die amtlich nicht anerkannt wurden, mussten von einer „ Kommission für die Rassebestimmung“ überprüft werden. Hier handelt es sich um eine Gruppe von Veterinär-Ruheständlern, die ehemals im Dienste des Staates Hamburg standen.

Deren „Begutachtung“ setzte der Absurdität noch die Krone auf: diese Leute handelten im Auftrag der Behörde und zogen Messgrössen zur Rassebeurteilung heran, die vielleicht vor 60   und mehr Jahren üblich waren, mit der seriösen Wissenschaft der Kynologie allerdings nichts zu tun haben.

Sie sehen also, dass die Stufenleiter zur „Rassebeurteilung“ ziemlich lang ist und die Verantwortung letzendlich bei dem Hamburger Staat liegen musste.

Im Umgang mit diesen absurden Vorgängen habe ich mich daran gewöhnt , hilfesuchenden Tierhaltern vorläufigen Schutz zu bieten, der eigentlich keiner sein konnte, weil meine „ Rassebeurteilungen“ bei der Behörde auf Zähneknirschen stiessen: man war nicht amüsiert, denn viele Rassebeurteilungen landeten in den Gerichten Hamburgs und machten Richter ratlos bzw. verursachten der Behörde Kosten, die man gerne vermieden hätte: Hunderte „einkassierter“ Hunde mussten ihren Besitzern zurückgegeben werden.

Lieber Herr Jauch, Ihnen gegenüber wiederhole ich, dass die Hundeverordnungen und deren Folgen deshalb zustande kamen, weil die SPD-Administration der Hansestadt schon vor dem Tod des Jungen in Wilhelmsburg erkannt hatte, dass ihre Zeit endgültig vorbei war. Man wollte auf jeden Fall vertuschen, dass es Amtstierärzte waren, die den Tod des Jungen ermöglicht hatten.

Die mit „ heisser Nadel gestrickte Verordnung“ hatte denn auch nur den einen Zweck: die SPD musste sich als Law & Order – Partei schnellstmöglich profilieren, was eine- wenn auch klitzekleine- Chance in sich barg, die Macht zu erhalten.

Es handelte sich also um eine Massnahme, die als populistisch zu bezeichnen ist, und darauf abzielte, Sündenböcke zu finden,zu ergreifen und vorzuführen, die sich nicht wehren konnten- eine durchaus übliche Methode- nachzulesen in unseren Geschichtsbüchern.

Gleichwohl lassen gewisse Medien und Politiker nicht von ihr ab, was symptomatisch ist für den Zustand unserer Gesellschaft: Angstmacherei gehört zum Handwerkszeug rücksichtsloser faschistoider Politik.

Die im Visier der Behörden befindlichen Hunde sind ausnahmslos „ausländische Mischungen“ . Sie gehören zu einer absoluten Minderheit in der deutschen Hundepopulation. Die „wahren Täter“ wenn es um Beissunfälle geht, sind die deutschen Grossrassen wie Deutscher Schäferhund, Dobermann und Rottweiler.

Allerdings bezweifle ich, dass irgendeine Behörde es wagen würde, diese Hunde so zu stigmatisieren und auszugrenzen, wie die ausländischen Hundemischungen.

Welche Gründe das wohl haben mag, ist leicht vorstellbar: Man hätte es ziemlich sicher sehr schnell mit einem „mittelschweren Volksaufstand“ zu tun ( Vokabular von Sven Giegold, Attac)

Man nimmt sich also in diesem Land diejenigen vor, die sich nicht wehren können.

Und das mit Methoden, die auf wissenschaftlichem Unsinn basieren, ethisch nicht vertretbar aber demokratiezerstörend sind.

Können Sie das unterstützen bzw. zulassen?

 

Ich bitte Sie sehr herzlich der Fairness halber, meine ergänzenden Ansichten Ihren Zuschauern zu vermitteln.

 

Mit besten Grüssen aus Hamburg,

 Ihr Dirk Schrader

 

P.S.:   Zu den vor unserem Gespräch gezeigten Filmen bitte ich mir folgende Fragen zu beantworten:

 

  1. Stimmt es, dass der vor 8 Jahren von seinem Bullterrier verletzte Junge im Schlaf einen epileptischen Anfall hatte?

  2. Stimmt es, dass die Hunde, die das kleine Kind verletzt haben,   a) ein Rottweiler und b) ein Mischling   waren?

  3. Haben Sie von Beissunfällen gravierender Art   Kenntnis, die sich in Hamburg nach dem Tod des Jungen Volkan ereigneten?

  4. Ist Ihnen bekannt, dass ausnahmslos alle Hunde zu schweren Verhaltensstörungen neigen, wenn sie permanentem Kindergeschrei ausgesetzt sind?

  5. Ist Ihnen bekannt, dass der Begriff „Kampfhund“ nichts mit irgendeiner Rasse zu tun hat, sondern allerhöchstens als Produkt einer „Erziehung“ angesehen werden kann, so z.B. Kampfkrokodil, Kampfkatze, Kampfkaninchen?

  6. Warum benutzen Sie den Begriff Kampfhund?



Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com


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