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„Völkermord beginnt mit dem Schweigen der Welt“

Holocaust-Überlebende verurteilen Gaza-Massaker

In einer Erklärung, die am 23. August in der „New York Times“ veröffentlicht wurde, verurteilen 327 Holocaust-Überlebende und Nachkommen von jüdischen Naziopfern aus 26 Ländern der Welt das israelische Vorgehen im Gaza-Streifen.

Als jüdische Überlebende und Nachkommen von Überlebenden und Opfern des Nazi-Völkermords verurteilen wir unzweideutig das Massaker von Palästinensern in Gaza und die anhaltende Besetzung und Kolonisierung des historischen Palästina. Wir verurteilen ferner die Vereinigten Staaten für die Belieferung Israels mit den Mitteln, den Angriff auszuführen, und die westlichen Staaten generell dafür, dass sie ihre diplomatischen Muskeln benutzen, um Israel vor der Verurteilung zu schützen. Völkermord beginnt mit dem Schweigen der Welt“ .

Initiator war der in den Niederlanden lebende Auschwitz-Überlebende Hajo Mayer. „Die Entmenschlichung von Juden machte den Nazi-Völkermord möglich. In gleicher Weise erleben wir jetzt eine eskalierende Entmenschlichung von Palästinensern in der israelischen Gesellschaft“, sagte er zu den Motiven seiner Initiative. Hajo Mayer ist einen Tag vor der Veröffentlichung des Textes in der NYT am 22. August verstorben.

Liliana Kaczerginski, Tochter eines Widerstandskämpfers im Ghetto von Vilnius (Litauen) und Mitunterzeichnerin, sagte: „Was Israel tut, widerspricht allem, wofür mein Vater gekämpft hat; es ist eine Verletzung des Andenkens meiner Familie und ich bin stolz, es mit meiner Unterschrift zu ehren.“

In der Erklärung der Holocaust-Überlebenden heißt es weiter: „Wir sind alarmiert über die extreme rassistische Entmenschlichung von Palästinensern in der israelischen Gesellschaft, die einen Siedepunkt erreicht hat. In Israel haben Politiker und Kommentatoren in der „Times of Israel“ und der „Jerusalem Post“ offen zum Völkermord an Palästinensern aufgerufen und die rechtsorientierten Israelis übernehmen Neo-Nazi-Insignien.“

Die Veröffentlichung ist eine Antwort auf eine Pro-Kriegs-Kampagne des jüdischen US-amerikanischen Schriftstellers Elie Wiesel in mehreren amerikanischen Zeitungen, in denen dieser den Mord an Kindern während des Holocausts mit dem Vorgehen der Hamas im Gazastreifen verglichen hatte. Die Unterzeichner der Gegenerklärung schrieben dazu: „Wir sind angeekelt und entrüstet von Elie Wiesels Mißbrauch unserer Geschichte, um das groß angelegte Vorgehen Israels zur Zerstörung Gazas und den Mord an mehr als 2000 Palästinensern, einschließlich vieler hundert Kinder, zu rechtfertigen. Nichts kann die Bombardierung von UN-Einrichtungen, Wohnhäusern, Hospitälern und Universitäten rechtfertigen. Nichts kann rechtfertigen, Menschen der Elektrizität und des Wassers zu berauben.“

Anschließend heißt es in der Erklärung: „Wir müssen kollektive Macht benutzen, um allen Formen von Rassismus, einschließlich des vor sich gehenden Völkermords am palästinensischen Volkes Ende zu machen. Wir rufen auf zu einer sofortigen Beendigung der Belagerung und Blockade des Gazastreifens. Wir rufen auf zu einem vollständigen wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Boykott Israels. „Niemals wieder“ muss bedeuten: Niemals wieder für einen jeden!“


Original in Englisch: http://ijsn.net/gaza/survivors-and-descendants-letter/

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