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Besuch auf Fuerteventura

Für Mathias und Miguel


Zugegeben: Ende November 1 Woche auf der südlichsten der Kanarischen Inseln zu verbringen, in einem 4-Sterne Hotel ohne „Ballermann“ – mit viel Sonne und Baden im Meer, nicht nur im „Schwimmingpuhl“ – ist schon bemerkenswert. Der gebotene Luxus ist für Mitteleuropäer als „first class“ zu bezeichnen. Die Mitarbeiter im Hotel überschlagen sich vor Freundlichkeit, das Frühstück und das Abendessen weisen echte kulinarische Sensationen auf. Auch für total Abgeschlaffte wird gesorgt: Gymnastik-Gymnastik bis zum Abwinken soll dafür Sorge tragen, dass der weiße Schwabbel weniger wird.

Und wenn am Badestrand direkt vor dem Hotel auf einer Anzeigetafel zu lesen ist: 40 Grad Celsius Lufttemperatur, dann mag man es nicht glauben. Der Wind, von Spanisch Sahara ´rüberkommend, täuscht die Sinne. Es sind höchstens 26 Grad gefühlte Lufttemperatur. Maine Güde und daheim in Hamburg hat´s laut Wetterkarte 4 Grad Celsius. Ja doch – es ist mir alles mega-oberpeinlich. Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Ich musste aber hierher – meine Frau hat mich eingeladen gefälligst mitzukommen.

Ich bin mir aber sicher: Mehr als eine Woche ´rumgammeln, sich die Haut rotbrennen lassen, sich dumm und dösig fressen, und abends deutsche Glotze gucken: Einfach unerträglich, einfach peinlich. Aber da war ja noch etwas anderes:

Zusammen mit weiteren Gästen des Hotels konnten wir an unglaublich interessanten Exkursionen teilnehmen:

Am zweiten Tag auf „Fuerte“ holte uns Matthias, ein etwa 40-jähriger Ex-Dresdner, mit einem Minibus ab. Es war nicht nur der Anblick der vielen Vulkane, der sehr speziellen Flora – und der vielen verschiedenen weiten Strände, der uns in Atem hielt. Er beschrieb die soziale Katastrophe, die die Insel seit Jahren zu schultern hat, die Mini-Jobs der Einheimischen. Jeden Monat gibt es auf Fuerteventura mindestens zwei Selbstmorde von Verzweifelten, denen die Euro-Krise jede Aussicht auf Hoffnung nimmt. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei über 50 Prozent, die Jugend-Arbeitslosigkeit liegt bei 70 Prozent.

Ich sagte zu ihm: „Schöne Grüsse von Frau Merkel!“ Und er war fassungslos: „Was hat das denn mit Frau Merkel zu tun?“ Es war mühselig ihm auseinanderzusetzen, dass die Spanien aufgezwungene Austeritätspolitik ihren Ursprung auch im Handeln der deutschen Regierung hat – bis heute.

Ich glaube nicht, dass er das akzeptiert hat. Jedoch – was erfährt man von einem höchst eloquenten und ehrlichen „guide“ auf einer nahezu 8-stündigen Fahrt über die mehr als 100 Kilometer lange Insel? Das Früher und das Jetzt. Kontraste, die spannender sind als jeder Krimi. Ohne Übertreibung: der Mann ist eine Hochbegabung. Ob die geistige Nahrung, die er uns servierte, vom Reiseveranstalter fair bezahlt wird?

Ihm verdanke ich daneben die Erkenntnis, dass Tomaten und Ziegenkäse aus Fuerteventura eine geschmackliche Über-Sensation darstellen.

Auf der Rückfahrt ins Hotel bat ich um einen Besuch der weltberühmten ältesten Aloe-Fabrik Europas namens AVISA. Hier war zu lesen:

Am 23. November 1989 schlägt die Stunde Null für die Aktiengesellschaft „Aloe Vera International“ (heute AVISA). Mit der Gründungsurkunde wird eine Idee besiegelt, für die ihn seine Familie zunächst für verrückt hält: Die Produktion von Aloe Vera. Denn er, Vincente Melian Gonzalez, gründete zusammen mit seinen Brüdern Armando und Agostin die erste Aloe-Fabrik Europas. Neben viel Land, dessen Steinbruch zunächst für den Straßenbau der Insel verwendet wurde, hat Don Vicente lediglich eine Vision: Die Wüste zum Leben zu erwecken, mit einer Pflanze, die ihm schon aus Kindertagen bekannt ist: eine auf den Kanaren endemische Art der ALOE BARBADENSIS.

Kleine Schürfwunden, Sonnenbrand und andere Hautprobleme werden hier seit Menschengedenken mit dem Filet der Aloe Vera behandelt. Männer essen das Filet bzw. trinken den daraus hergestellten Saft zur Stärkung der Manneskraft sowie unzählige Dinge mehr: Für die „Canarios“ ist Aloe Vera mehr oder minder Universalheilmittel. Wer sich in der alten Hauptstadt Betancuria umhört, wird sogar hören, daß Aloe Vera das Lebenselixier schlechthin ist – man soll durch ihren Genuss 100 Jahre alt werden (wichtig: die Beimischung von viel Rum und ein bisschen Honig!)

Die Familie des Firmengründers hat wohl an eine verspätete Midlife-Crisis gedacht, als der Visionär auf der Finca „Los Africanos“ 17 000 Pflanzen einsetzt, die man erst Jahre später ernten und verarbeiten kann: Mitten im Zentrum von Nirgendwo, auf einer Insel am Ende Europas, stampft er ein riesiges Fabrikgebäude aus dem Boden. Frau und Kinder zweifeln den Verstand des Familienoberhauptes und die Wirtschaftlichkeit der Unternehmung an: Was soll man auf den Kanaren schon mit einer Aloe-Produktion? Wer hier Aloe verwendet, schneidet ein Blatt von der Pflanze vor der eigenen Haustür ab und verwendet bzw. verarbeitet das Filet direkt – bis heute die beste Methode.

Doch die Firmengeschichte gibt Vicente Recht. Kurz nach seinem Tod 2005 kommt für die familieneigene Aktiengesellschaft der Durchbruch. Besucher aus aller Welt interessieren sich für die kleine Produktion.

Der Maschinenpark ist nicht nur auf den ersten Blick fast museal. Immer schon galt hier Qualität mehr als Masse und Modernität. Analysen aus dem Jahr 2012 ergeben einen Acemannangehalt (gleichbedeutend mit Aloverose und bisher eine der wenigen verlässlichen Kenngrößen für Aloe Vera) von weit über 3000 mg/Ltr. – zurückzuführen unter anderem auf naturnahe, ökologische und schonende Anbau- und Produktionsmethoden: Handarbeit in fast jedem Produktionsschritt. Die Ernte findet frühestens nach 8 Jahre statt, so dass die Pflanzen Zeit haben zu reifen. Blatt für Blatt wird behutsam mit der Hand geerntet…( )…

ALOE VERA – was ist das überhaupt?

Die „Fuerte“-ALOE VERA, genauer Aloe Vera Barbadensis Miller, hat mit Abstand die höchste Dichte an wertvollen Inhaltsstoffen, allen voran das Acemannan (Aloverose). Für botanisch Interessierte: Es handelt sich um eine Lilienart, nicht etwa um einen Kaktus. Isoliert wurden 13 Vitamine, 16 Enzyme, 13 Mineralstoffe, 12 Antrachinone (schmerzsteillend), Saponine (natürliche Antipilzmittel), Salizylsäure (fiebersenkend, schmerzstillend), ätherische Öle – insgesamt ca. 200 Inhaltsstoffe, sowie Lupeol (schmerzstillend, antiseptisch) Flavonoide, Magnesiumlaktat (schmerzstillend), Saccharide, darunter das praktisch nur in der Aloe vorkommende Acemannan. Dieser Stoff wird vom menschlichen Körper selbst hergestellt, allerdings begrenzt auf die Zeit vom Säugling bis zum Erwachsenen. Er ist verantwortlich dafür, dass Verletzungen schnell heilen, und dass „Kinderkrankheiten“ meist sehr schnell überstanden werden.

Die meisten Aloe-Produkte sind verdünnt oder aus Pulver bzw. Konzentrat hergestellt, welchem wieder Wasser zugesetzt wird, was zu erheblichen Qualitätsverlusten führt. Man sollte deshalb auf das Herstellungssiegel achten: „El original de Fuerteventura“ ist die einzige hier erhältliche Aloe Vera, erhältlich nur in autorisierten Aloe Vera Verkaufsstellen.

Indikationen: Stärkung des Immunsystems, Entschlackung und der schonenden Entgiftung des Darms, Trockene Haut, Hautregeneration, beschleunigte Wundheilung, Sonnenbrand, Sonnenallergie, allergische Reaktionen, Hautirritationen, Akne, Schuppenflechte, Herpes, Pigmentstörungen, Magen-Darm-Störungen, allgem. Abgespanntheit.

Empfohlene Tagesdosis: 1 Teelöffel. Haltbarkeit mindestens 6 Monate , länger bei Aufbewahrung im Kühlschrank. Aloe-vera-canarias@web.de


Wir haben nun beschlossen eine Studie über die Anwendung von Aloe Vera bei der Behandlung von Bindehautentzündungen, und cornealen Verletzungen (Hornhautverletzungen des Auges) bei Hund und Katze anzufertigen. In 6 Monaten werden wir darüber berichten.

Am vierten Tage auf „Fuerte“ holte uns vormittags Miguel ab. Er führte uns in ganz anderer Weise als Mathias es tat über die Insel. Sechs Stunden sprach er zu uns über – Geschichte. Ein harter Durchgang von der Urzeit bis zur Römerzeit, vom Mittelalter bis zur Neuzeit, vom 19. Jahrhundert bis zu der Zeit des Franco-Faschismus. Er sprach über die Verquickung des Franco-Faschismus mit den Kräften des Nationalsozialismus, über die „Rattenlinien“, den Rettungswegen der katholischen Kirche für Nazi-Mörder, um sie in Südamerika in Sicherheit zu bringen. Als Heranwachsender durfte er erleben, wie die Francisten Spanien unterdrückten und eine Unzahl von Personen „verschwinden“ ließen. Bis heute werden die Morde und die Massengräber nicht untersucht, weil die Falange, das Netzwerk der Faschisten, weiter existiert und mit Drohungen jede Art der Aufklärung verhindert. Auf meine Frage, warum er das, was er uns vorträgt, nicht veröffentlicht, antwortete er: „Dann würde ich Besuch bekommen und ich wäre meines Lebens hier nicht mehr sicher.“

Befindet sich Spanien trotz der Einführung der Demokratie nach 1987 weiterhin im Würgegriff der Francisten? Das Schicksal des spanischen Richters Garcón, der Pinochet in London verhaften ließ, der die Aufklärung der Morde in der Franko-Ära durchsetzen wollte, lässt nichts Gutes ahnen: Er wurde von der spanischen Justiz seines Amtes enthoben. Man machte ihm den Prozess wegen verfassungsfeindlicher Umtriebe, da die Amnestie für Verbrechen während der Franko-Zeit bei der Gründung der Demokratie in die Verfassung aufgenommen worden war. Oha.

Ich danke Miguel von Herzen für seine vitale „Vorlesung“. Einen besseren Professor für Geschichte kann ich mir nicht vorstellen.

Zurück in Hamburg fiel mir ein Zeitungsartikel der TAZ in die Hände: Erst kürzlich hat das spanische Parlament ein Gesetz beschlossen, das die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen unter Strafe stellt: 60.000 bis 250.000 Euro. Achtung, Achtung: Wir betreten das Vorzimmer des Faschismus…

Dirk Schrader, Hamburg


Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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