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Hommage à Professor Werner Küpper

Besuch aus dem Rheinland


Irgendwann vor 10 oder15 Jahren kam er nach Hamburg und zeigte uns, wie man ein krankes und schmerzhaftes Hüftgelenk chirurgisch vornimmt, um ihm alle Schmerzen zu nehmen. Seine warme kollegiale Art, sein Mitteilungsbedürfnis erstaunte mich. Er war überzeugt von seiner Methode, der Dernervation des Hüftgelenks:

Ein kleiner Schnitt vor dem Hüftgelenk durch die Haut, ein paar Handgriffe ohne die Muskeln zu zerschneiden – zielsicher fand er die Gelenkpfanne, um mit seiner kräftigen Hand und einem scharfen Löffel einen Graben um das Hüftgelenk in den Beckenknochen zu graben. Hier wurden die sensiblen schmerzleitenden Fasern, von der Hüftgelenkkapsel kommend, vollständig und für immer unterbrochen.

Ich erinnere mich sehr gut: die offizielle (universitäre) Tiermedizin wollte ihm nicht glauben. Von vielen Anatomen wurde er geschmäht. Ein Chirurg aus dem Rheinland rief mich an, um mir mitzuteilen, dass er ein Betrüger sei.

Ich habe Werner Küpper geglaubt und in den folgenden Jahren bis heute tausende kranke Hüftgelenke bei Hunden „denerviert“ – mit dem Ergebnis: sie hatten fortan keine Schmerzen mehr.

Voller Begeisterung zeigte ich damals zusammen mit Dr. Sylvia Kinzel aus Aachen vielen Tierärzten in Israel wie das funktioniert. Es war eine Zeit der kollegialen Verbundenheit und des intensiven Austausches. In Israel spürte ich eine „Goldgräberstimmung“ unter den Tierärzten und gleichsam die Abneigung derer, die den Hunden künstliche Hüften einbauen wollten – und konnten.

Die Denervation nach Küpper ist heute in Israel die bevorzugte Methode, hüftkranken Hunden (und Katzen) wirksam und sozialverträglich zu helfen.

Oft habe ich während einer solchen OP an Werner Küpper gedacht, an seine kräftigen Hände, die mit einem scharfen Löffel die Rinne um die Hüftgelenkpfanne zogen. Ich habe solche Hände nicht und dachte in den ersten Jahren, dass mir bei diesem Eingriff die Finger abbrechen würden.

Wir haben seine Methode konsequent verändert und benutzen eine langstielige Kugelfräse, die unter Kochsalzlösungspülung elegant und ohne Komplikationen den berühmten scharfen Löffel ersetzt.

Oft haben wir Hunde „nachoperiert“, die aus anderen Praxen kommend trotz „Denervation“ weiterhin Schmerzen hatten. Der Einsatz unserer Kugelfräse, mit viel Liebe von der Firma HEBU in Tuttlingen hergestellt, brachte immer den entscheidenden Erfolg. Und so denke ich heute, dass Tierärzte, die zarte Hände haben – oder stumpfe Löffel - diesen Eingriff nicht durchführen sollten.

Am Donnerstag, den 21.6 2012 kam Familie Engenbroich aus Zülpich in der Nähe von Euskirchen mit ihrer schwer hüftkranken Hündin zu uns. Frau Engebroich berichtete, dass ihre Tierärztin ihr unbedingt zu einer künstlichen Hüfte geraten habe und auf keinen Fall zu einer Denervation. „Das hält nur 6 Monate und dann sind die Probleme wieder da“ soll sie gesagt haben.

So ein Quatsch dachte ich, denervierte beide Hüftgelenke des Hundes und rief nach vielen Jahren Dr. Sylivia Kinzel in Aachen an: „ Es gibt offensichtlich viele Kollegen und Kolleginnen, die diese Methode „Scheisse“ finden..“

Wenn die so Scheisse wäre,“ entgegnete sie, „dann würden die Uni in Giessen und Hannover wohl kaum diese Methode in ihr OP-Programm übernommen haben…“

Na also, dachte ich – auch in mehltauüberzogene Elfenbeintürme kommt gelegentlich doch ein Lichtlein ´rein…

Werner Küpper verstarb am 28.7.2004 nach einem Verkehrsunfall. Wir werden seiner immer wieder gedenken.


Dirk Schrader, Hamburg

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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