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Hamburg – Wild West


Der „wilde Westen“ - Eroberung, Ausplünderung, Vergewaltigung, Mord – und Raub. Eher nicht sehr beunruhigend, denn inzwischen soll es in den USA doch recht zivilisiert zugehen. Der Begriff Raub dürfte allerdings drüben wie hüben noch zu den aller-aller-alltäglichsten Vorkommnissen gehören, so auch in Hamburg.

Fathi Kacem lebt mit seiner Familie im Hamburger Osten. Am Sonntag, den 15. April fährt er mit seinem Wagen von einem Familienbesuch kommend nach Hause. An Bord der kleine Hund der Familie, der 8-jährige Pudelrüde Carlo. Der springt plötzlich von hinten nach vorne, bleibt mit einem Beinchen zwischen den Sitzen hängen und - kugelt sich das linke Hüftgelenk aus.

Tierärztlicher Notdienst der Tierärztekammer Hamburg. In einer Notfallpraxis wird von Carlo eine Röntgenaufnahme gemacht, die das bestätigt. Leider kann die anwesende Tierärztin das Hüftgelenk nicht einrenken und verweist auf eine tierärztliche Einrichtung im Westen der Stadt. Und sie sagt auch, dass man auf jeden Fall nicht bis morgen warten könne. Der Fall sei dringlich.

Fathi Kacem fährt dort hin und Carlo wird in Narkose gelegt. Der behandelnde Tierarzt versucht mehrfach das Hüftgelenk wieder einzurenken, was nicht so recht gelingen will. Sechs Röntgenaufnahmen werden gefertigt und die letzte – gottseidank – zeigt, dass der Hüftkopf wieder in der Pfanne ist. Die berühmte „Ehmer-Schlinge“ wird gelegt, ein Verband, der das betroffene Bein hochzieht um so ein erneutes Auskugeln zu verhindern.

Die abendliche Prozedur kostet Kacem fast 500 Euro. Naja – ist ja Notfalldienst, was? Für den nächsten Tag wird aber ein OP-Termin anberaumt. Der Klinik-Chef meint, dass Carlo doch operiert werden müsse. Die Kosten? So um die 1000.- Euro. Der Femurkopf (Hüftkopf) soll entfernt werden.

Fathi Kacem ist verunsichert und – seine Tochter ruft bei uns an. Was soll man sagen? Die Ehmer-Schlinge ist eine gebräuchliche Maßnahme, nichts Ungewöhnliches. Die Kosten? Da muss man mal in die berüchtigte GOT schauen: Grenzwertig und schwer nachvollziehbar, wenn eine „unblutige Reposition“ des Hüftgelenks im zulässigen drei-fachen Satz der GOT „nur“ 85,89 € kostet. Röntgen kostet im dreifachen Satz tatsächlich auch „nur“ 85,89 € je Aufnahme. Bei sechs Aufnahmen wären das… hui..! Kacem sagt, man habe ihm aber nur zwei Aufnahmen berechnet, also wohl 2x 85,89 €?

In der GOT steht auch, dass eine Femurkopfresektion im dreifachen Satz 429,48 € kosten darf. Kann eine Narkose im Falle dieses Eingriffs tatsächlich … ueps… 1000 minus 429,48 sind nach Adam Riese also , äh - nee - kann sie nicht.

Im wilden Westen sollen Puffgänger schon mal 5000 Dollar bezahlt haben. Oder: eine Büchse Bohnen für ausgehungerte Goldsucher: 200 Dollar. Das war aber zu den Zeiten des „Gold-Rauschs“.

Carlo wurde heute am 19.4.2012 bei uns radiologisch untersucht. Er hatte die „Ehmer-Schlinge“ noch um. Eine Reposition des Femurkopfes hatte ganz offensichtlich nicht stattgefunden. Die hätte auch keinen Sinn gemacht, denn die Gelenkpfanne zeigte erhebliche Veränderungen. Der kleine Hund hatte von Geburt an eine schwere Hüftgelenkdysplasie. Eine Femurkopfresektion war tatsächlich geboten. Für die Narkose, das Röntgen mit Videoaufzeichnung und die Operation hat Fathi Kacem 348,45 € inklusive Mehrwertsteuer bezahlt.


Dirk Schrader, Hamburg

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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