zurück zu www.kritische-tiermedizin.de


Die Sache mit dem Gaumensegel – Teil II

Von Dirk Schrader


Wenn Französische Bulldoggen, Englische Bulldoggen oder Möpse im Welpenalter ihren verliebten Fans übergeben werden, sind sie wirklich sooo schnuckelig – mehr geht nicht. Loriot selbst hat mal gesagt: „Ein Leben ohne Mops ist möglich – aber sinnlos“. Das betrifft übrigens auch die oben genannte schnuckelige Verwandtschaft: Die Zahl der in den letzten Jahren geborenen kurschnauzigen Wunderhunde hat so gewaltig zugenommen, dass sie den Pudel nahezu vollständig aus dem Bild jeder Stadt verdrängt hat.

Ebenso gewaltig zugenommen haben die Operationen an deren zu langen Gaumensegel- von Hamburg bis Leipzig bis München – und zurück.

Besonders in der warmen Jahreszeit leiden die kleinen Kerlchen unendlich und ihre Herrchen und Frauchen sind sich leider meist nicht darüber im Klaren, was das „niedliche“ Geschnaufe wirklich bedeutet: Atemnot – zu wenig Sauerstoff. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten durch einen Strohhalm atmen… Nix gut, nein? Die Folgen des zu langen Gaumensegels, welches sich über die Öffnung des Kehlkopfes legt, sind nicht nur chronische Entzündungen des gesamten Rachenraumes, sondern auch der Luftröhre und der Bronchien – bis hin zu schwerer- auf Sauerstoffmangel basierender Herzerkrankung. Ein fataler Zyklus.

Wie gesagt- die Zahl der Operationen hat stark zu genommen. Das Problem dabei: Nicht selten wird die Gaumensegelkürzung so vorgenommen, dass Vernarbungen entstehen, die irgendwann das Atmen noch schwieriger gestalten. Dabei kommt es nicht selten zu einer Schlundverengung, die nicht leicht zu beseitigen ist.

In den vergangenen Jahren haben wir immer schon „Gaumensegel-OPs“ durchgeführt. Irgendwann benutzten wir dafür aber einen Laser und waren begeistert über die Leichtigkeit der OP-Ausführung. Gleichzeitig wurden die Ventilnasen der kleinen Hunde mit dieser Strahl-Technik beseitigt – sogar die äußerst unangenehmen Faltenbildungen im Nasen-Rachenraum, die Choanenstenosen werden bis heute mit dem Laser verdampft. Alles in Allem nichts Großes und auch nichts Besonderes- und kostenmäßig so einzustufen wie die Kastration einer Hündin.

Inzwischen benutzen wir für die Chirurgie in der Tiefe des Schlundes nicht mehr den Laser, sondern die HF-Technik (Hochfrequenztechnik), mit der völlig blutungsfrei jegliche dummerhaftigen Faltenbildungen und Tumorbildungen im Kehlrachenbereich und sogar in der Luftröhre risikoarm entfernt werden können – allerdings immer unter dem Schutzschirm einer möglichen Öffnung der Luftröhre von außen: es gibt leider immer wieder Fälle, die einen vorsorglichen Luftröhrenschnitt, das Stoma , notwendig machen. Dieses Stoma kann man nach 3 bis 4 Tagen wieder verschließen.


Wie man in den diversen „Mops- und Bulli-Foren“ nachlesen kann, ist ein heißer Kampf um die chirurgische Kürzung des Gaumensegels in Deutschland ausgebrochen. In der Tierärztlichen Bildungsstätte in Leipzig kostet eine OP zirka 3000 Euro – in Hamburg kostet sie seit Jahren komischerweise 300 Euro, was die Besitzer eines brachycephalen Patienten kirre macht – aber leider auch diejenigen lähmt, die das Geld nicht haben, um es nach Leipzig zu tragen. Und – es gibt die Trittbrettfahrer, die natürlich deutlich billiger sind als die Kollegen in Leipzig: man hört von OP-Kosten von „nur“ 1700 Euro , oder 1200 Euro – und so weiter. Tjö.

Ein Blick in die berüchtigte GOT bringt das Blut zur Wallung: Wenn das Gauemsegelkürzen mindestens 110 Euro und im dreifachen Satz (der nicht überschritten werden darf) zirka 365 Euro kosten kann – wieso ist dann die Narkose und das „Drum-Rum“ teurer als 1000 Euro?

Macht da eine gesetzliche Verordnung wie die GOT noch einen Sinn? Oder anders gefragt: Wo bleibt der Staatsanwalt?

Schöne Grüsse aus Hamburg!


Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

zurück zu www.kritische-tiermedizin.de